SPECIAL




8-saitige Lapstyle Gitarren

Begriffsdefinition: 'Lapstyle' ist der Oberbegriff für eine Gitarre, die man auf dem Schoss liegend spielt. Das kann sowohl eine akkustische wie auch eine elektrische sein. Letztere wird meist auch als 'Lapsteel' bezeichnet. - Obwohl die 8-saitige Lapstyle Gitarre ein wahrer Exot ist, sind aktuell doch etliche Modelle erhältlich:

  • Herb Remington
  • stellt Konsolen mit 1 bis 3 Hälsen her.

  • Von der Marke Gold Tone
  • gibt es eine 8-saitige Dobro und eine Lapsteel.

  • Aus der Edelschmiede Paul Beard
  • sind sowohl 8-saitige Dobros, wie auch eine Semi-solid Lapsteel (Road-o-phonic) erhältlich.

  • Unter dem Namen 'EBM Harley Benton' vertreibt der deutsche Grosshändler Thomann eine äusserst preisgünstige 8-saitige Lapsteel.
Wem diese Auswahl nicht ausreicht, kann auch auf einen der zahlreichen Resonator-Gitarrenbauer, wie z.B. Dick Deneve, zurückgreifen.

In diesem Special möchte ich einerseits die 8-saitige OMI DOBRO von 1987 und die 8-saitige Lapsteel ABM HARLEY BENTON vorstellen.


OMI DOBRO, 8-saitig

Bei diesem Modell handelt es sich um eine 8-saitige Squareneck von 1987, die ich so noch in keinem Katalog gefunden habe. Sie ist aus amerikanischem Nussbaum gefertigt und hat ein Ebenholzgriffbrett mit Perlmutranken. Das prachtvoll verzierte Griffbrett ist zwar eine Augenweide, beim Spielen jedoch eine echte Herausforderung, da es praktisch keine Anhaltspunkte für die Griffbrettpositionen gibt.

Eight string Dobro Eight string Dobro

Und was spielt man auf einer 8-saitigen Squareneck? - Hauptsächlich Hawaiian und Western Swing, obwohl die Möglichkeiten damit bei weitem nicht erschöpft sind. Es gibt viele verschiedene Stimmungen mit noch mehr Variationen. Im Internet gibt es reichhaltige Quellen darüber. Eine der bekanntesten ist Brad's Page of Steel. Deshalb konzentriere ich mich hier auf die beiden gebräuchlichsten Stimmungen:

C6/am7: A-C-E-G-a-c-e-g         und         G6/em7: E-G-H-D-e-g-h-d         jeweils von der 8. Saite (Bass) zur 1. Saite (Diskant)

Beide Stimmungen sind identisch, bloss dass die G6/em7 eine Quarte tiefer liegt als die C6/am7. Für die G6/am7 gibt es fixfertige Saitensätze, die im Wesentlichen auf einem 16er Resophonic-Saitensatz beruhen. Bei einer C6/am7-Stimmung wäre die Saiten-spannung mit einem normalen 16er Satz viel zu hoch. Mit folgenden Saitenstärken (D'Addario Phosphorbronze / Plainsteel) habe ich gute Erfahrungen gemacht:

A: 042;   C: 036;   E: 030;   G: 023;   a: 020;   c: 017;   e: 014;   g: 012

Der grosse Vorteil dieser beiden Stimmungen wird klar, wenn man die Bluegrass-Stimmung (GHDghd) gewohnt ist: Wie bei der Bluegrass-Stimmung weisen auch die beiden Sextstimmungen zweimal den selben Akkord auf: A-C-E-G und a-c-e-g (dito bei der G6/em7). C-E-G ist ein Dur-Akkord und entspricht dem G-H-D auf der Dobro. Der Moll-Akkord entsteht mit A-C-E, die grosse Sexte mit C-E-A und die kleine Sexte mit E-G-C. Mit Hilfe von Slants lassen sich noch viele weitere chromatische Akkorde spielen.

Musikalisch gesehen ist es nicht so schwierig. Die wahre Herausforderung liegt in den zusätzlichen 2 Saiten und den engeren Saitenabständen. Auch hier gilt: üben, üben, üben ...


EBM HARLEY BENTON

Die Firma Thomann vertreibt unter der Eigenmarke EBM HARLEY BENTON ein 8-saitige Lapsteel, die sie nach eigenen Angaben in Deutschland produzieren lässt. Obschon sehr preisgünstig ist es keineswegs eine Billiggitarre. Die verwendeten Materialien und die Verarbeitung sind sehr gut: Esche-Korpus, Harry-Häusel Humbucker im Single Coil Format und Kluson Mechaniken. Sowohl die Potis wie auch die Mechaniken laufen sehr sahnig, was eine feine Ton-/Lautstärkeregelung und eine präzise Stim-mung der Gitarre ermöglicht. Der Pickup hat einen kräftigen und klaren Sound. In Sachen Qualität gibt es nichts zu bemängeln. Dass die schwarze Eschen-Planke eine Haptik hat wie eine Eisenbahn-Schienenschwelle, ist eher ungewöhnlich. Die Oberfläche ist matt und rauh, so rauh, dass man Angst haben muss, sich beim Sliden einen Holzsplitter in die Hand zu rammen (ist mir aber noch nie passiert ...). Da hätte ich mir ein schöneres Finish gewünscht.

Eschenholz in Kombination mit einem Humbucker ergibt einen schönen ausgewogenen Sound, bei dem weder die Höhen noch die Bässe zu kurz kommen. So gesehen lässt sich die Lapsteel für alle Stilrichtungen problemlos einsetzen. Ein Ahornbrett mit einem Single Coil Pickup hätte sicher noch etwas mehr Twang, wäre aber nicht mehr so vielseitig einsetzbar. Angesichts des hervorragenden Preis-/Leistungsverhältnisses kann ich die Gitarre uneingeschränkt empfehlen.


Noten & Tutorials

Für die C6/am7 resp. G6/em7 Stimmung gibt es einiges an Noten und Tutorials, von dem ich nachfolgend etwas aufliste. Meist eignet sich auch Material das für die 6-saitige C6-Stimmung (C-E-G-a-c-e) geschrieben wurde. Dabei merkt man schnell, dass vorallem die hohe g-Saite von grossem Vorteil ist, erspart sie doch so manch abenteuerlichen Lauf mit dem Steelbar.
  • Die Basic C6 Nonpedal Lap Steel Method, von DeWitt Scott ist ein Klassiker unter den Tutorials. Obschon für die 6-saitige Lapsteel geschrieben, lassen sich die Stücke problemlos auf der 8-saitigen Spielen. Das Buch richtet sich vorallem an Anfänger, endet aber mit einer anspruchsvolleren Version des 'St. Louis Blues'. Ein idealer Start in die C6/am7-Sparte.

  • Stacy Phillips' Hawaiian Steel Guitar I enthält 6 Stücke in G6 und Hawaiian Steel Guitar II enthält 2 Stücke in C6.

  • Vom legendären Don Helms, Steel Gitarrist bei Hank Williams gibt es ein Steel Guitar Song Book mit 11 Hank Williams Songs.

  • Nichts weniger als die Bibel, sowohl für hawaiianische Elektriker, wie auch Akkustiker, ist das Buch The Hawaiian Steel Guitar von Lorene Ruymar. Darin findet man alles in Bezug auf Ausrüstung, Stimmungen und Geschichte der Steel Guitar.




copyright: Thomas Buser, Switzerland, 2002, 2015. - www.ResoGuitars.com