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Red Hot Serenaders

Die Red Hot Serenaders - das sind Rainer Wöffler und Tanja Wirz - haben sich ganz dem Blues, Ragtime und Jazz der Vor- kriegszeit verschrieben. Dabei achten sie sehr auf Authentizität. So spielen sie stets auf alten NATIONAL-Gitarren aus den 20er und 30er-Jahren. Trotzdem kommen ihre Konzerte nicht museal verstaubt, sondern immer mit viel Spielfreude und einer grossen Portion Humor daher. Sowohl Rainer, wie auch Tanja ergänzen sich gegenseitig in idealer Weise: Blues und Ragtime von Rainer und ein starker Jazz-Einfluss von Tanja. Es lohnt sich allemal die beiden live zu erleben. Diese Gelegenheit hatte ich am 4. Juli 2014 in Basel, wo sie anlässlich des Summerblues Festivals zusammen mit dem Wiener Jazz-Gitarristen Christoph Politzer auftraten. Vor ihrem Konzert konnte ich mit Rainer folgendes Interview führen:

v.l.n.r.: Rainer Wöffler, Tanja Wirz, Christoph Politzer

Frage: Wie hat das bei Dir angefangen mit der Hawaii-Musik?

Rainer: Die Hawaii-Musik habe ich erst kennengelernt, als ich nach München, in den Folkladen kam. Da habe ich 1989 ange-fangen zu arbeiten. Bis dahin habe ich nur so Blues gekannt und gespielt. Ich bin nach München gekommen in diesen Folkladen, weil die diese Resonatorinstrumente hatten. Da bin ich von Saarbrücken immer hingefahren, zum Reparieren, Tauschen und Kaufen. Und ich war so oft da, dass die mich irgendwann mal gefragt haben: "willst nicht bei uns anfangen?" Und in diesem Laden, da war der Hänsel, der jetzt bei den Sons [Of The Desert] Tuba spielt ...

Frage: Ist das Hans O. Graf [Mitbegründer von CONTINENTAL Guitars]?

Rainer: Ja, Hans O. Graf, der Besitzer des Folkladens. Und der hatte im Laden neben Resonatorinstrumenten auch Platten, z.B. Yazoo- oder Blue Goose-Platten. Die gab's da alle bei ihm im Laden und da habe ich zum ersten Mal Hawaii-Musik gehört. Der hat mir dann auch zum ersten Mal eine Platte von Bob Brozman in die Hand gegeben .... ja, und da ging eine Welt auf für mich. Und da ich schon Slide gespielt habe, war das naheliegend.

Frage: Und da hast Du Dir natürlich eine grössere Sammlung an Resonatorgitarren zugelegt.

Rainer: Ja,ja, ich war da natürlich an der Quelle. Die haben eingekauft wie blöd, damals noch auf dem Vintagemarkt in den USA. Damals, Anfang 90er Jahre, ging das noch richtig gut. Die waren recht spezialisiert auf Vintageinstrumente, alte Martin, Gibson, Mandolinen, da gabs alles in dem Laden.

Frage: Und heute gibt es ja kaum noch etwas auf dem Markt. Die 'Exploding Palmtree' zum Beispiel, habe ich seit den 90er Jahren nicht mehr gesehen.

Rainer: Heute lohnt es sich für einen Laden gar nicht mehr, damit zu handeln. Die Zeit ist vorbei, weil jeder selber über e-Bay oder bei einem amerikanischen Händler bestellen kann. Das war damals eben noch nicht.

Frage: Da gibt es ja das Photo von den Sons Of The Desert mit den drei National Aragon. Das ist schon erstaunlich dass Ihr drei ....

Rainer: Die vierte ist unterwegs! (lacht)

Frage: Ja, lasst ihr die irgendwo nachbauen??

Rainer: Tja, wenn es sich erstmals herumgesprochen hat, dass es da irgendwo ein paar Verrückte gibt, die Interesse haben .... - Der Colin McCubbin hat uns noch eine angeboten. Dem haben wir das Photo auch geschickt [mit den drei Aragon] und der hat uns gesagt, er hätte noch eine zu verkaufen. Mark Schönberger hat die hergerichtet.

Frage: Habt Ihr noch nie einen Videoclip mit den Aragons gemacht?

Rainer: Das haben wir gemacht (Video). Gleich als sie [die dritte Aragon] da war haben wir ein Konzert gespielt in unserem Lieblingsladen in München, in der Schrottgalerie. Da kann man so schön akkustisch spielen. Das haben wir schön aufge- gleist, dass einer mit der Aragon zu spielen anfängt, dann holt einer die zweite und dann die dritte hervor.

Frage: Von diesem Modell hat es soviel ich weiss nur 13 Stück gegeben.

Rainer: Ja, 12 oder 13, so in der Region. Es wird nicht mehr viele Bands geben, die uns da toppen können (lacht).

Frage: Ihr tretet hier ja als die Serenaders auf; gibt es die Sons Of The Desert noch?

Rainer: Grundsätzlich gibt es sie noch aber da läuft nicht nicht mehr so viel. Ich bin schon sehr viel mit Tanja hier in der Schweiz unterwegs. Ich muss ja davon leben und es ist einfach sehr viel lukrativer im Duo zu spielen als mit fünf Leuten in einer Kapelle, die ja auch noch Jobs haben und nur begrenzt verfügbar sind. Dann müssen sie zum Teil von weit her anreisen. Der Poldi [Leopold Stepanek] muss ja immer aus Innsbruck kommen.

Frage: Aber auf Eurer neuen CD 'Such a night' spielt Poldi auch mit.

Rainer: Ja, ja, und wir spielen noch einmal im Monat [mit den Sons Of The Desert] oder so, das gibts weiterhin.

Frage: Wie ist denn Tanja zur Hawaii-Musik gekommen?

Rainer: Na, über mich! - Sie ist noch nicht ganz angekommen, ich muss das ganz leicht dosieren, aber es wird schon langsam .. (lacht). Tanja kommt halt wirklich von der alten Jazz-Musik und von Blasinstrumenten. Sie hat als erstes Klarinette gelernt, war in den USA, dort teilweise aufgewachsen und hat dort in grossen Big-Bands gespielt und ist erst später zur Gitarre gekommen. Hat hauptsächlich alten Jazz aber auch Blues gespielt.

Frage: Und was für eine Gitarre spielt sie?

Rainer: Eine Gibson L-5 Kopie, aber eine richtig grosse, eine 17-Zoll.

Frage: Was sind Eure nächsten Projekte?

Rainer: Nächste Woche wollen wir mal eine Bluesplatte angehen. Da kommt der Axel Küstner, den kennst Du vielleicht auch, der hat tolle Bluesphotos gemacht. In den 70er und 80er Jahren war der in den USA 28 mal unterwegs und hat da diese Living Country Blues [Schallplatten Serie] aufgenommen und die Jungs auch photographiert. Ist ein toller Photograph. Er ist nächste Woche in München und beendet dort seine Ausstellung mit den Blues-Photographien und der macht so Field-Recordings. Den holen wir uns dann ins Haus und der macht von uns eine reine Bluesplatte. - Und die Jazzabteilung ist hier gerade durch Christoph [Politzer] aus Wien vertreten. Wir waren da grad eine Woche in der Provence, haben einen Workshop gemacht, da war ein Bassist aus Hamburg, der auch so von Swing, Jive und frühem Jazz begeistert ist. Wir haben da ein Wahnsinns-Repertoir auf die Beine gesetellt, das wird dann sicher die übernächste Platte.

Frage: Da darf man ja gespannt sein, was da noch alles kommen wird. Viele Dank für das Interview.

Rainer: Bitte sehr.




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